Wo bist du?
Der Gedanke an dich ist wie ein Knall in einem Garten. Panisch springen Gäste des Gartens von ihren Bänken und flüchten über Wiesen und durch Hyazinthenbeete, auf der Suche nach einem sicheren Ort.
Wo bist du?
Auf der Suche nach einer Antwort sehe ich mich um: Noch immer sitze ich in dem Schnellrestaurant. Noch immer ist der zweite Stuhl auf der anderen Seite meines Tisches leer. Noch immer liegt in einer Schüssel auf dem Fensterbrett hinter mir unangerührtes Obst. Noch immer strahlen aus der kalten Schwärze jenseits des Fensters weiße Laternenlichter. Noch immer trage ich meinen linken Handschuh; das Innenfutter des Leders wärmt meine auf Marmor ruhende Hand. Noch immer halte ich in meiner handschuhlosen rechten Hand eine Tasse Kaffee; ohne an ihr zu nippen, stelle ich sie wieder auf den Untersetzer.
Wo bist du?
Der Gedanke an dich ist wie ein Knall in einem Garten. Auf der Suche nach einem sicheren Ort zertrampeln Gäste des Gartens duftende Hyazinthen. Von geknickten Stängeln lösen sich Blüten wie ringelnde Locken von einem Kopf. Warum sie nun auf der Erde liegen, wissen sie nicht; nie haben sie den Knall gehört.
Wo bist du?
Beinahe spüre ich noch deine Wärme auf meiner Haut, doch du bist verschwunden und sie mit dir. Mit nacktem Zeigefinger und Daumen berühre ich den Henkel der Tasse und hebe sie an meinen plötzlich lächelnden Mund. Der Kaffee schmeckt salzig nach meinen Tränen, doch seine Wärme beruhigt mich.
Was ist der Sinn einer Frage, auf die es keine Antwort gibt?
Der Gedanke an dich war nur wie ein Knall in einem Garten. Längst ist seine stetige Stille wieder eingekehrt; die Gäste des Gartens halten auf ihrer Flucht über Wiesen und durch Hyazinthenbeete inne. Beruhigt setzen sie sich wieder auf ihre Bänke. Ein Mädchen geht auf der Erde eines Beets in die Knie und biegt mit sanften Fingern geknickte Stängel gerade. Mit abgelösten Blüten schmückt es sein lockiges Haar.